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Das Projekt
Caroline von Grone | Ein Paar Parkgesichter
Seit Anfang der 1990 Jahre malt Caroline von Grone Bilder über die Beobachtung. Sie hat in ihren Werken eine bemerkenswert eigenwillige und farbig intensive Handschrift bei gleichzeitig sachlicher Darstellung der abgebildeten Szenen entwickelt. Es geht ihr um eine lichthaft präzise aber nicht penibel genaue Naturdarstellung, bei der die malerisch-abstrakte Konstruktion der Bilder von besonderer Bedeutung ist. Sowohl Porträts als auch landschaftliche Stadtstillleben fügen sich zu Bildserien zusammen, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte, Ortsbezüge und motivische Ausrichtungen haben.
 










Caroline von Grone in ihrem temporären Atelier im Lehmbruck Museum / Kantpark, Duisburg.



24 Stunden sichtbare Ausstellung im Wilhelm Lehmbruck Museum

Den Prozess des Malens stellt Caroline von Grone performativ in öffentlichen Situationen, beispielsweise an Bahnhöfen oder in Kunstinstitutionen, vor. So entstanden 2013 in der Chiesa Evangelica in Venedig parallel zur damaligen Biennale eine Serie dunkler Spiegelungen, die das Thema politischer Misshandlung aufgriff. Für die Ausstellung "Gesellschaftsbilder" des Kunstvereins Hamburg malte sie große U-Bahn-Durchgangsansichten sowie Porträts von Passanten. Im Anschluss daran realisierte sie ein Projekt mit Obdachlosen und Besuchern in der Bahnhofsmission Hamburg. Die Aktion für das Lehmbruck Museum und seine Umgebungssituation mit dem Kantpark knüpft an diese Erfahrungen an.

Seit 2014 arbeitet Caroline von Grone an einer fortlaufenden Serie von zweiteiligen Porträts, double reflection betitelt. Es handelt sich jeweils um ein Porträt nach Modell auf einer farbigen Leinwand und um eines als Ölskizze nach Foto auf einem weißen Bildträger. Das Foto entsteht während des Modellmalens. Es geht um die Differenz der Wahrnehmung und die daraus resultierende Wirkung für Bedeutung und Präsentation. Das beobachtete Porträt ist für die Künstlerin individueller und vielschichtig in der Wirkung, während die Skizze nach Foto schon in der Anlage zweidimensional wirkt und klar wird, dass sie von dort nicht zum „lebendigen“ Individuum kommen würde. Deshalb verbleibt die Arbeit nach Foto skizzenhaft, gehört aber zum Porträt nach Modell dazu, um den Unterschied zu verdeutlichen und die Serialität der gesamten Untersuchung zu betonen.

Die Idee zu der Serie wurde durch ein medizinisches Phänomen angeregt. Menschen können durch Gewalteinwirkung auf den Kopf sei es durch einen Unfall oder eine Schussverletzung die Fähigkeit verlieren, Fotografien als Repräsentation von Dingen wahrzunehmen. Sie erkennen nur `Farbe auf Papier´. Die Gegenstände in natura können sie dagegen wahrnehmen und benennnen. Diese extreme Kluft in der Lesbarkeit der Dinge veranlasste die Künstlerin Arbeiten zu entwickeln, in der diese Wahrnehmungsdifferenz thematisiert wird. Die ungewöhnlichen Bildpaare ermöglichen eine serielle Präsentation der Porträts auf der Wand, die durch die Skizzen stark rhythmisiert wird. Für das Projekt arbeitet die Künstlerin mit sehr verschiedenen Menschen. Künstlerfreunde und Prominente, unbekannte und bekannte Personen, Menschen verschiedener Verhältnisse werden angesprochen, Modell zu sitzen. Alle werden auf der gleichen Augenhöhe gemalt. Die Serie im Ganzen ergibt ein konzentriertes Spektrum des heutigen Menschen.

Das temporäre Atelier für das Lehmbruck Museum ermöglicht es der Künstlerin, diese Serie mit gänzlich fremden Menschen fortzuführen. Ausgangspunkt für das Projekt ist die Lage des Museums im umliegenden Kantpark und die Überlegung, Menschen aller Art aus dem Park anzusprechen, sich als Modell zur Verfügung zu stellen, um so auf sehr direkte Weise eine Verbindung zwischen Park und Museum zu schaffen. Das Gesehen- und Wahrgenommen-Werden, das in der Natur des Modellmalens liegt, ist nicht nur für Grenzgänger ein manchmal sehr bedeutsamer Prozess und könnte zumindest Einzelnen eine neue Wahrnehmung der gesamten Situation eröffnen oder Schwellenängste abbauen. Die malerischen Untersuchungen der „Parkgesichter“ als Teil der Serie double reflection werden als Block auf einer zum Park hin 24 Stunden sichtbaren Wand des Lehmbruck Museums ausgestellt.