en | dt

Antje Dorn

Quality Street, 1996
Installationsfoto, Martin Gropius Bau, Berlin 1996

Michael Glasmeier
Passage aus dem Text zur Ausstellung "Eine Vitrine -Ein zweijähriges Ausstellungsprojekt der Stiftung Bauhaus Dessau, Antje Dorn - Quality Street", 1998.

Was ich mag, sind Schokoriegel.
Ich mag sie so sehr, dass ich in den 80er Jahren einen kleinen Blues in Gedichtform über sie geschrieben habe. Und ich mag sie immer noch, was man mir ansieht. Denn Schokoriegel sind praktisch und lecker. Ihr Einpackpapier besteht vor allem aus dem Namen, und dieser Name kann gegessen werden. Jeder Nameeine bestimmte Geschmacksrichtung, die sich nie und nimmer ändern wird.

Schokoriegel trotzen allen Moden, allen künstlerischen, philosophischen Strategien.
Sie wollen zeitlos werden. Das ist ein Phänomen, das Antje Dorn, die sich in ihrem Werk immer wieder mit der Welt der Signale, Zeichen, Schilder auseinandersetzt, natürlich begeistert. Es gibt also etwas, was dauert - entgegen allen Geschwindigkeits- und Medientheorien. Paradox ist nur, dass diese Dauerhaftigkeit Resultat ständiger Wiederholungen ist. Kaum ist ein Riegel verzehrt, liegt ein neuer bereit. Sehr komfortabel.

Antje Dorn verleiht dieser unerschöpflichen, qualitativen Dauer skulpturale Präsenz, indem sie die spezifische Form plus Namen auf ihre einfachste Signalwirkung hin reduziert. Heraus kommt dabei eine eigene Welt aus Farben, Buchstaben auf bearbeiteten oder gefundenen Holzstücken, präzise und offen zugleich. Und es sind nicht nur die Riegel, welche diese Welt bestimmen, sondern das ganze Arsenal des Schleckerkrams, das sich für Reisen in die Fremde eignet. Tröstung und Verführung.