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Franka Hörnschemeyer

Vermutung 722, 2022
7 runde Radiatoren, 8 Stahlseile, 70-100 gelochte Gipskartonplatten
ortsspezifische Maße
in „Schatzhaus & Labor“, Museum Kurhaus Kleve, 2022

Für Schatzhaus & Labor im Museum Kurhause Kleve hat sich Franka Hoernschemeyer intensiv mit den Koordinaten des doppelgeschossigen Raumes 16 beschäftigt, dessen grandiose Dimensionen im Verbund mit dem zweifachen Betrachterstandpunkt – einmal in situ und zum anderen überschauend von der oberen Balustrade herab – ortsspezifische Setzungen geradezu herausfordern.
In der Abfolge von Aufenthalten im Museum, Grundrissplanungen, Modellbau und finaler Realisierung wurde sodann prozesshaft das Werk Vermutung 722 entwickelt, das die Dimensionen von Hoernschemeyers Skulpturauffassung exemplarisch auf den Punkt bringt. Das Zentrum der Wahrnehmung bilden sieben ausgediente Radiatoren, deren metallene Schwere mit Hilfe exakt gespannter Stahlseile aufgehoben und zu einem dynamischen Schweben transformiert wird. Diese Zeugen einer unter ökologischen Aspekten heillos antiquierten Heizungstechnik verströmen gleichwohl Erinnerungen an biografische Momente, die vielleicht mit ihnen zusammenhingen, die Spuren einer verflossenen Anwesenheit treten plötzlich wieder hervor und evozieren innere Bilder jenseits der sichtbaren Oberflächen. Assistiert werden diese präzisen Körper im Raum durch perforierte und aufgestapelte Abschnitte von Gipskartonplatten, die den Boden inselartig bedecken und einen unabweisbaren Baustellen-Charakter verbreiten: Umbruch, Aufbruch, Neubeginn.
Harald Kunde