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Evelyn Hofer

Just Married - Restaurierung

In der Zeit von 1972-1978 veröffentlichte das Medienunternehmen Time Inc. 10 verschiedene Spezialausgaben des Life Magazins als Life Special Report. Eine davon war One day in the life of America, erschienen im Jahr 1974. 100 Fotografen wurden beauftragt, den amerikanischen Alltag des 5. September 1974 in all seinen Facetten zu dokumentieren.
Evelyn Hofer’s Aufgabe war es, eine Auswahl der Hochzeitspaare zu fotografieren, die sich an diesem Tag in Raum 257 von Manhattan’s Municipal Building das Ja-Wort gaben. Die Zeremonie dauerte 2 Minuten und kostete 3 Dollar. Bei Bedarf konnten die Männer Schlips und Sakko ausleihen. Im Durchschnitt heirateten 40 Paare an so einem Tag. Evelyn Hofer fotografierte damals 17 ‚Couples‘, wovon 11 im Magazin abgebildet wurden. Sie war beeindruckt, wie gut die Paare in Kleidung und Habitus einander entsprachen.
Für eine Ausstellung in der Deutsche Börse Photography Foundation im Sommer 2020 sollten die 6 vorhandenen Prints aus dieser Serie um 6 weitere Bilder erweitert werden.

Hier möchte ich kurz erklären, welche Schritte so ein Bild bei der Restaurierung durchläuft:



















Zuerst wird das Original Diapositiv mit einem hochauflösendem Scanner erfasst. Nach über 40 Jahren haben all diese Ektachrome einen Teil ihrer ursprünglichen Farben verloren, so dass in diesem Fall ein Scan mit starkem Magentastich als Ausgangsbild entstanden ist.
















Da diese Dias bei den Magazinen nicht sehr vorsichtig behandelt wurden, sind sie oft verkratzt, haben Flecken und kleine Staubpartikel, die sich über die Jahre angesammelt haben.

















Mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms werden diese als erstes in einer zeitaufwendigen Prozedur entfernt. Daraufhin werden die Farben rekonstruiert.



















Bestimmte Farben sind über die Jahre mehr verblasst als andere. Dabei kommen selektive Masken zum Einsatz, um verschiedene Bereiche des Bildes gezielt zu steuern. Als Anhaltspunkte für die Farbabstimmung dienten die vorhanden Dye Transfer Prints sowie die Abbildungen im Life Magazin von 1974.







Als letzter Schritt der Restaurierung wurde die ca. 500 MB grosse TIF Datei auf die gewünschte Größe verkleinert und davon ein Ausdruck mit archivfesten Tinten hergestellt (Archival Pigment Print).















Der erste Papierausdruck entspricht meistens nicht genau dem Bild auf dem Monitor. Zur Feinabstimmung der Farben werden meist noch weitere Prints erstellt, bis der endgültige Print vorliegt. Das ganze Verfahren ist zwar sehr zeitintensiv, aber dafür ist es mit den heutigen Mitteln der digitalen Bildbearbeitung möglich, diese Bilder für die Zukunft zu erhalten. [Anm.: Die Archival Pigment Prints eignen sich ideal für Ausstellungs- und Archivierungszwecke, reichen letztendlich aber nicht an die Brillanz der Dye-Transfers heran.]

- Andreas Pauly