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Keiko Sadakane

PARAVENTO REGALE
Anlass für das aus drei Teilen bestehende Werk PARAVENTO REGALE war die sensationelle Wiederentdeckung eines japanischen Stellschirms aus dem 17. Jahrhundert im Schloss Eggenberg zu Graz.
Der Paravent wurde vor 400 Jahren in Japan gefertigt und durch eine niederländische Handelsgesellschaft nach Europa überführt, um dann in einem Kabinett eines österreichischen Schlosses als Wanddekoration zu dienen.
Keiko Sadakane fühlte sich von dieser Verbindung zwischen Japan und Europa inspiriert und thematisiert mit PARAVENTO REGALE die vielfältigen kulturellen Beziehungen.


 
PARAVENTO REGALE, 2007
Messing, Siebdruck, 33-teilig, gesamt: 160 x 360 cm
Pro Felix Augustus, 2003
Sometsuke-Porzellan, Kobaltblau, 13 Teile, gesamt: 100 x 100 cm
Dubitatio, 2007
Holz, Glas, 175 x 45 x 45 cm
PARAVENTO REGALE, limitierte Sonderedition, 2008
Kasten, Katalog, Messingplatte, Siebdruck; Kasten: 18 x 25 x 3 cm, Messingplatte: 16 x 24 cm
Keiko Sadakane: PARAVENTO REGALE - eine west-östliche Kultur-Geschichte

"Der Titel PARAVENTO REGALE erweist sich als ebenso mehrdeutig und vielschichtig wie das Hauptwerk dieser Ausstellung der aus Tokyo stammenden Künstlerin Keiko Sadakane. Zum einen spielt er auf Format (Paravent) und Motiv (eine Herrscherresidenz) eines japanischen Stellschirms des 17. Jahrhunderts an, zum anderen auf die 1985 für das Museo di Capodimonte in Neapel geschaffene Installation „Palazzo Regale (königlicher Palast)“ von Josef Beuys (1921-1986), die sich heute in der Kunstsammlung Nordrheinwestfalen in Düsseldorf befindet, wo Sadakane lebt und arbeitet. Beuys Installation vereint Elemente aus verschiedenen Schaffensphasen und ist im Hinblick auf seinen Tod bald nach der Vollendung des Werkes als künstlerisches Vermächtnis gedeutet worden. Den Wohlklang des Italienischen durchdringt somit ein tragischer basso continuo, der auch in den Arbeiten Sadakanes immer wieder anklingt."

(Auszug aus dem Katalogtext von Dr. Alexander Hofmann, Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin)


Zeit und Raum

"Kunst besitzt die Fähigkeit Zeit und Orte zu bestimmen und zu transzendieren, dadurch wird sie zu einer grundmenschlichen Konstante, über die Maßen vielfältig und schillernd wird sie zur wahren Textur unserer Welt.

Dieser Stoff ist vieldimensional, was einem besonders bewusst wird angesichts eines japanische Paravents, der vor vier Jahrhunderten geschaffen, früh den Weg nach Europa gefunden hat, dort in einem Schloss ‚vergessen’ und als Exotikum behandelt, jetzt wieder in unser Bewusstsein rückt.

Dieses Bewusstsein ist auch der Eingriff, die Kunst Keiko Sadakanes, einer Frau aus Japan, die heute im Rheinland lebt. Die Ausstellung, die sie für Schloss Eggenberg plant überspannt viele Distanzen und Zeiten. Ihre Intervention bildet einen Eckpunkt des 21. Jahrhunderts in der Geschichte eines Kunstwerks, das weit in historische Dimensionen zurückreicht und in künstlerisch einzigartiger Weise die Vielfalt eines anderen Orts in anderer Zeit lesbar macht. Das ist Historie, die von großer künstlerischer Qualität getragen und lebendig gehalten wird.

Dem wird der heutige Blick, die heutige Methode entgegengehalten. Kunst hat sich gewandelt. Die Orte haben sich verändert, die Bedeutungen sind andere. Sadakanes Kunst ist dabei wie ein wissenschaftliches Diagramm, das die Aufführung der historischen Erzählung mit ihren verästelten Details in moderne Vorstellung übersetzt, um damit die Geschichte neu zu erzählen. Diese Erzählung, die aus verschiedenen Blickpunkten formuliert ist, lässt uns neu auf die Zeit und die Orte blicken und fügt zur vorhandenen historischen Textur eine Schicht hinzu, die im Geiste einem Vorhang gleicht, der den Kontrast verstärkt und einzelne Aspekte transparenter macht."

Auszug aus dem Katalogtext von Peter Pakesch, Intendant, Landesmuseum Joanneum