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Thomas Florschuetz

Vorhang-Bilder
Im Frühjahr 2000 entstand, während eines mehrmonatigen Aufenthaltes von Thomas Florschuetz in Los Angeles in der Villa Aurora, unter anderem die Serie der Vorhang - Bilder.
 
o.T. (Vorhang) I / II, 2000
Cibachrome, 181,5 x 121,5 cm
o.T. (Vorhänge), 2000
o.T. (Vorhang) IV, 2000
Cibachrome, 2teilig, je 181,5 x121,5 cm
Die mannsgroßen Fotografien der Vorhänge können einerseits als ungegenständliche vertikale Streifenkomposition gesehen werden, entpuppen sich andererseits aber schnell als unterschiedliche Faltenwürfe des immergleichen Vorhanges, durch Licht und Schatten plastisch moduliert. Durch Fragmentarisierung und Vergrößerung des Sujets „Vorhang“ kommt es sowohl zu einer Abstrahierung, als auch zum Wiedererkennen.

Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit dem „Davor und Dahinter“, mit dem Durchdringen (durch Licht, durch den Blick) und der Verdichtung, dem Undurchdringbaren. Das hier und dort, Innen und dem nicht sichtbaren, dem verhangenen Aussen, der Trennung von dem nicht sichtbaren oder das nichtsichbar machen wollen. Eine melnacholische Grundstimmung durchzieht diese nichtauflösbaren Wechselgänge.

Hier finden wir die Fotografie in Ihrer Bedeutung und Fähigkeit als Lichtbildnerei, durchaus im klassischen Sinne. Und doch löst sich der Blick soweit von dem Foto als Bildtechnik, dass die Bilderscheinung, die ästhetische Sensation zuallererst in den Vordergrund tritt. Inhalt und Form bedingen sich hier auf eine subtile Weise, haben ein Eigenleben und doch zugleich eine Notwendigket zueinander.

Eugen Blume beginnt seinen Text „Die Seele der Hände“ mit folgender Feststellung: „Die Technik tritt vor die Präsenz der Bilder zurück. Erst die zweite Frage richtet sich an das Material, den Stoff. Die Antwort ist einfach, es sind Photographien.“ (Eugen Blume, „Die Seele der Hände“, Budapest 1998) Dieser Dialektik liegt eine Bedeutungsebene der Fotografien Florschuetz zugrunde. So, wie die subtilen Licht- und Schattenverläufe der Vorhänge sichtbar (gemacht) werden, so wie die durchscheinende Transparenz der Blütenblätter in seiner Serie der “Blumenstücke” deutlich wird, so erscheint Wolkengeflecht der Wolkenbilder in allen Nuancen zugleich verdichtet und aufgelöst erscheint - dies kann in der unglaublich feinen Nuancierung nur fotografiert sein.”

Die Vorhang-Bilder wurden 2000 erstmals in der Ausstellung Don't look now in der Galerie m Bochum gezeigt.